Hi, mein Name ist Julia, ich bin 28 Jahre alt und ein Groupie. Klingt eigentlich ein bisschen lustig. Aber: Nein. Bin ich nicht. Ich habe nur eine Lieblingsbeschäftigung, welche schnell diesen Rückschluss zulässt und das Thema hin- und wieder auf den Tisch bringt. Ein Thema, dass ich nicht sonderlich mag. Ich fühle mich weder der energischen “Nenn mich nicht Groupie!”-Seite zugehörig, noch kann ich behaupten nicht vom “Aha! Ein Groupie also!”-Point of view angenervt zu sein. Warum ich es gerade jetzt trotzdem anschneide? Weil heute ein besonderer Tag ist.
Am 11. Mai 2015, also genau heute vor zwei Jahren, setzte ich mich in mein Auto und fuhr nach Siegen. Im Gepäck hatte ich Zweifel, Befürchtungen aber auch jede Menge alles überstrahlende Vorfreude auf lange Wochen voller Konzerte. Jede Show einer Tour anzusehen, hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon einmal probiert.
Im Februar 2015 war ich genauso in mein Auto gestiegen. Das Ziel: Saarbrücken. Kraftklub. Was ich damals noch nicht ahnte: Zwei Konzerte später war das, was der größte Spaß seit immer werden sollte erstmal vorbei.Vierzig Fieber und eine schwere Angina zwangen mich schweren Herzens dazu, die Reise abzubrechen. Von Siebzehn bereits bezahlten, geplanten und freudig erwarteten Konzerten, über die ich auch bloggen wollte, sah ich am Ende ganze neun. Das mag immer noch viel erscheinen, doch das Drumherum und eigentlich so ziemlich alles in diesen zwei Monaten lief am Ende fürchterlich schief. Nach Abschluss der Tour in Münster waren für mich nur zwei Dinge sicher: Diese Erfahrung würde ich so schnell nicht mehr vergessen und: Ich hatte eine Freundin fürs Leben gewonnen (Grüße gehen raus!).
Aber zurück in den Mai. Nun saß ich also im Auto nach Siegen. Denn da war diese andere Band. Eine, die mir so viel Spaß machte, dass ich den Versuch noch einmal wagen würde. Nicht, weil es mir darauf ankam, unbedingt eine “Tour machen zu wollen”, weil ich mich gerne mit dem Label “Tourer” (ein Fan, der eine ganze Tour einer Band mitreist. Fyi.) schmücken wollte, dass ich persönlich im alltäglichen Sprachgebrauch maximal anstrengend finde, sondern weil ich mein Herz mal wieder verloren hatte. An das Farin Urlaub Racing Team. An Farin Urlaub, den ich bis zu meinem 23. Lebensjahr für den schrecklichsten Menschen am deutschen Musikhorizont gehalten hatte – Aber wie sagt “man” so schön: Schließlich mischt sich rot mit weiß und einmal mehr schließt sich der Kreis.
Getrieben von den Erfahrungen aus dem Winter wollte ich nun alles anders machen. Nicht davon reden, alle Konzerte zu sehen; nicht damit planen alle Konzerte zu sehen; keine gemeinsamen Unterkünfte mit anderen Fans; keine Verabredungen mit eben jenen; keine erste Reihe. Nur ein paar Freunde treffen, die in den jeweiligen Städten zu Hause waren. Möglichst viele, gute Konzerte sehen und eine schöne Zeit haben. Darum ging es. Abstand nehmen von der allgemeinen Stutenbissigkeit, die an den Einlässen dieser Republik herrscht und für Außenstehende furchtbar abgedreht wirken muss. Der Schwanzvergleich auf Fangirl- Ebene. Das hatte ich alles bereits, das war nicht mehr meine Welt. Sich gegenseitig Erlebnisse erzählen? Klar! Mit arroganter Miene in versammelter Runde den Insider raushängen lassen? Puh. Der Ton macht die Musik diesdas.
Ich hätte mir für diesen Tourauftakt keine bessere Begleitung als Nadine wünschen können. Sie gehört zu den Menschen, die ich über das Besuchen von Konzerten kennen gelernt habe und nicht mehr missen möchte. Wir haben oft ganz andere Blickwinkel in der Konzertmenge, aber dafür eigentlich immer den gleichen Blickwinkel im Herz. Was hier vielleicht kitschig und abgedroschen klingt, basiert auf einer Songzeile, die ich bis heute sehr gerne zitiere: Du musst hier nicht dazu gehören, aber such dir was zu dir gehört.
Heute vor zwei Jahren wurde der Grundstein für eine Lieblingsbeschäftigung; eine Leidenschaft gelegt, welche mich zwar nicht zu einem Groupie macht, aber zu einem Fan. Einem Fan von guter Musik, schlechtem Bahnhofs-Kaffee und duchgelegenen Hotel-Matratzen. Ein Fan von Rumcola, Autobahnraststätten, einem Aquarium und fränkischer Alufolie. Ja, sogar von lächerlichen Heavy Metalbands ohne Erfolg aber mit viel Feuer. Fan von Bassisten, Gitarristen, Sängern, Schlagzeugern und neuerdings auch Keyboardern.
Ich traue mich seit jenem 11.Mai wieder ein bisschen zu planen, ich traue mich sogar wieder etwas Vorfreude zu zulassen. Es sind nur eine Hand voll Menschen, mit denen ich diese Zeit immer wieder teilen möchte. Aber jeder Einzelne ist mir seitdem sehr ans Herz gewachsen.
Keine Ahnung, ob ich euch in zwei Jahren an dieser Stelle erzählen werde, dass ich neuerdings leidenschaftlich gerne Kerzen gieße oder einen Töpferkurs besuche. Vielleicht töpfern wir dann ja auch alle gemeinsam was Schönes. Jetzt hier am 11. Mai 2017 weiß ich nur: Die letzten zwei Jahre waren eine zauberschöne Zeit mit den besten Menschen und einem Unterwegs zu meinem Zuhause.
Danke an die Bande <3
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