Ich stehe bei 1000 und drei Grad plus auf dem Taubertal-Festival. Die zwei bereits vergangenen Festivaltage haben ihre Spuren hinterlassen und auch heute kämpfe ich gegen die Hitze und die fehlende Möglichkeit sich anständig abzukühlen. Die Luft steht und mit dem Wasser in den Duschen könnte man sicherlich problemlos einen Tee aufbrühen.
Trotzdem haben wir den Weg zur Hauptbühne angetreten. Erstens, weil es bergab geht (zumindest auf dem Hinweg, Physik diesdas.) und zweitens, weil Katrin, Kaddy und ich wirklich gerne Madsen sehen wollen. Madsen. Die gibt es noch? Eine Frage, die ich im Jahr 2015 irgendwie legitim fand, mir inzwischen aber nicht mehr erklären kann. Natürlich gibt es Madsen noch, hat es immer gegeben und wird es hoffentlich noch lange geben.
Ich kann mich ziemlich gut daran erinnern, wann ich meine erste Platte der Band in der Hand hielt. Eine Freundin brachte Goodbye Logik, zusammen mit einem Virginia Jetzt!-Album (Die gibt es traurigerweise wirklich nicht mehr!) mit zu meinem 18. Geburtstag.
Nach fast zehn Jahren sehe ich sie nun also live im wunderschönen Taubertal. Sie beginnen mit einem Song, den ich sehr gut kenne: Du schreibst Geschichte. Es ist wie eine plötzliche Zeitreise: Alles ist wieder präsent in meinem Kopf und wohl auch in dem der Girls, denn wir lassen uns sofort von der allgegenwärtigen ausgelassenen Stimmung anstecken. Zwischen Die Perfektion und Kein Mann für eine Nacht bestätigen wir uns brüllend: Madsen sind ein absolutes Live-Brett.
Unwahrscheinlich, wie gut die einfach sind. So cool bis du nicht nimmt uns dann geschlossen emotional mit, bevor ein Song der neuen LP (damals noch nicht erschienen) mich völlig von den Füßen reißt. Ich bin bin verliebt. Schockverliebt in dieses Stück Musik, dass alles ausdrückt, was ich im Sommer 2015 an Gefühlen in mir angesammelt habe. Klingt abgedroschen, ist es vielleicht auch. Nicht abgedroschen jedoch, jede einzelne Zeile von Leichter.
Plötzlich ist die Hitze egal, der Kreislauf vergessen, Duschen ist sowieso generell überbewertet, das einzige was zählt: Das Madsen noch ein bisschen die Musik anlassen.
Seit diesem Tag sind fast zwei Jahre vergangen. Zwei Jahre in denen mich die Band eigentlich täglich begleitet. Leichter wird für immer der Song bleiben, den ich mit der Neuauflage dieser musikalischen Romanze verbinden werden – auch wenn es inzwischen kaum ein Lied der Wendländer gibt, den ich emotional nicht adaptiert habe. Es mag kitschig klingen (again!), aber Madsen sind für mich zu einem Gefühl geworden. Eine dermaßen durch und durch sympathische Band findet sich selten. Zudem, bilden sie völlig unbedarft, den Anfang des Herzensbandwollkneuls, in das ich mich inzwischen verstrickt habe. Stichwort Vorband. Hashtag Liebe.
Nachdem ich sie seit jener Taubertalsauna nur in Hallen gesehen habe, freue ich mich sehr auf ein Festival-Wiedersehen in diesem Sommer. Und wenn sie dann Leichter spielen, dann denke ich an das Jahr Zweitausendfünfzehn mit all seinen Höhen und Tiefen, mit Lachen und Tränen und mit so viel zauberschöner Musik <3
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