Fast genau fünf Monate ist es nun her, dass die neuen Folgen Gilmore Girls auf Netflix online gingen. Damals war die ganze Blogger-Welt voll mit Artikeln über dieses großartige Event. Auf allen Ebenen wurde das Revival ausgeschlachtet. Jeder hatte etwas beizutragen, jeder hatte eine Meinung. Inzwischen ist Ruhe eingekehrt an der Gilmore Girls-Front. Kein Hahn kräht mehr danach, aber mein Herz tut immer noch weh.
Wie alle Fans von Rory und Lorelai war ich natürlich super euphorisch, als mein sehnlichster Serien-Wunsch endlich erfüllt wurde: Neue Folgen der Gilmore Girls – Meine Freude konnte ich gar nicht in Worte fassen, versuchte es hier aber trotzdem. Ich freute mich darauf endlich wieder nach Hause zu kommen. Nach Stars Hollow.
Umso trauriger war ich, als klar wurde, dass ich die Premiere nicht gemütlich zu Hause vor dem Flat-Screen verbringen, sondern mich zum Zeitpunkt der Ausstrahlung bereits in einem Zug Richtung Nordrhein-Westfalen befinden würde. Selbst gewählt, aber unglücklicher Zufall. Aber: Auch kein Problem. Das Hotel hat ja schließlich W-Lan und ich besitze ein Tablet, alles gut. Soweit der Plan. Lange Rede kurzer Sinn: Die erste Folge schaute ich schließlich ohne Wlan über mein Iphone. Ich befürchte, ich hätte sie mir auch nach Moers per Telefax schicken lassen. Hauptsache endlich wieder Gilmore Girls.
Und dann das. Ich schaltete nach Folge eins das Handy aus und war völlig perplex. Fassungslos. Erstarrt. Nein. Das war nicht mein Stars Hollow. Das waren auch nicht die Einwohner, die ich vor über zehn Jahren zu meinen Freunden gemacht hatte. Die Kulissen stimmten, die Darsteller auch. Aber sonst war alles einfach falsch. Leere Hüllen, gefüllt mit dem größten Quatsch, der mir jemals in einer Serie untergekommen war.
In den letzten zwölf Jahren habe ich immer irgendwie Gilmore Girls geguckt. Sie waren stets präsent in meinem Leben und ich fühle mich mit keiner anderen Serie so sehr verbunden. Gerade rewatche ich die dritte Staffel und frage mich mit jeder Folge:
Wie konnte das zugelassen werden? Wie konnte die Lebensfreude, die Crazyness, der Lifestyle, die Dialoge, der Charme so sehr aus der Serie gerissen werden? Wie konnte von sieben wundervollen Staffeln nichts übrig bleiben außer ein Haufen Schutt?
Natürlich war mir klar, dass Entwicklungen stattfinden müssen, dass es nicht an dem Punkt weitergehen kann, wo es aufgehört hatte. Aber so? Das Dragonfly am Ende? Lorelai auf dem Selbstfindungstrip, Rory kaltherzig und arrogant? Luke ohne Selbstbewusstsein und Charakterstärke?
Wie genau konnte es möglich sein, alle, wirklich alle Charaktere komplett zu demontieren und die Serie in nur vier Folgen all ihrer Leichtigkeit zu berauben, welche sie doch immer zu diesem zauberschönen Format gemacht hatte?
Ich bin sprachlos. Auch heute noch. Am Ende der vierten Folge hatte ich regelrechten Hass entwickelt. Auf Lorelai. Auf Rory. Und ich fragte mich, ob sie schon immer so ätzend gewesen waren.
Die Antwort: Nein. Der Rewatch gerade beweist es mir mal wieder (und wieder und wieder). Natürlich haben die beiden Gilmore Girls Macken und Ansichten, die ich nicht immer teile – Genau das macht sie menschlich und normal. So ist es eben auch im realen Leben. Man trifft nicht Tag für Tag Superhelden. Man trifft Menschen mit Fehlern, die Fehler machen und man hat sie trotzdem gern. Mit der neuen Version der beiden würde ich jedoch nicht mal an einer Supermarktkasse stehen, geschweige denn einen Kaffee trinken wollen. Ihre Charakterzüge lösen bei mir Ekelgänsehaut und Unverständnis aus.
Im Netflix-Original gibt es genau zwei Szenen, die ich nicht zum kotzen finde. Die Szene der Life And Death Brigade und die Szene, als Jess Rory bei der Stars Hollow Gazette besucht. Alles andere? Dreck. Schlimmer, nicht entschuldbarer Dreck. Sorry not sorry.
Ich hatte mir so sehr eine Fortsetzung gewünscht, ich hatte mich so sehr darauf gefreut. Jetzt möchte ich sie nur noch vergessen und um Himmels Willen bitte auch keinen weiteren Teil Das Tuch ist durch. Die Tür ist zu.
Manchmal, wenn ich jetzt die alten Folge sehe, bricht der Hass durch. Ich kann nicht verdrängen, was in den vier neuen Folgen passiert ist und dann frage ich mich wieder: Wie konnte man wirklich denken, dass das eine adäquate Fortsetzung ist? Wieso habe ich sie mir überhaupt angesehen. Hätte ich ahnen können, dass sie das Denkmal einreißen werden?
Rory, die Stars Hollow verachtet. Für die es der schlimmste Fail ist zurück zu sein. Und die Bewohner der Stadt, die alle hämisch herumunken, dass sie wieder da ist. No Herzlichkeit in here. Und Lorelai? Die in einer Sinnkrise steckt und jede Coolness eingebüßt hat? What the fuck.
Mir war klar, dass den neuen Folgen Edward Herrmann fehlen würde; das mir Richard Gilmore fehlen würde. Aber ich hätte nicht erwartet, dass dem gesamten Revival das Herz und die Wärme abhanden kommt.
Das und den bitteren Beigeschmack der sich auch in die alten Folgen schleicht, werde ich den Machern wohl für immer übel nehmen.
Aber let’s face it: Was bleibt sind sieben wundervolle Staffeln. Sieben Staffeln, die mir immer eine Inspiration seien werden. Sieben Staffeln, die ich nicht missen möchte. Sieben Staffeln, voller wunderbarer Momente, in denen man sich wiederfinden oder verlieren kann.
Die Gilmore Girls sind die Serienliebe meines Lebens und daran wird nichts etwas ändern können.
Schreibe einen Kommentar