…heißt es im Song des Debüt- Soloalbums Zu Fuss von Celina Bostic. Bisher habe ich sie leider (solo) noch nicht live gesehen, was sich aber noch diesen Monat ändern wird, wenn sie in Wiesbaden die grandiosen Piepel von Moop Mama supportet, die ich sogar schonmal fotografieren durfte.
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Auf den Bildern ist die CD, generell rate ich: KAUFT VINYL! |
Warum ich gerade diese Songzeile als Titel gewählt habe? Weil ich aus einer ähnlichen Stimmung heraus diesen Blogpost beginne. Draußen ist es kalt, der Herbst schickt keine Sonne, sondern nur tiefes grau und eigentlich möchte man nichts lieber tun, als den ganzen Tag im Bett zu bleiben. Gesagt getan und das auch noch mit guter Musik, denn das, soviel steht spätestens nach dem ersten Track fest, ist Celinas Album defnitiv: Echt gute Musik.
Der Opener Wann Kommst Du bringt neben einer wunderbaren Melodie geich auch Textzeilen, die mich an einen Menschen erinnern, der mir sehr wichtig ist. und der mir genau das beigebracht hat, was auch Celina nun besingt: Denn diese Welt ist nicht so grausam wie alle erzählen. Also mach Dich auf den Weg. Es trifft mich einfach mitten ins Herz.
An dieser Stelle muss ich kurz erklären, wie ich mir Alben anhöre, über die ich schreiben möchte. Nämlich ohne Pause und Unterbrechung, bewaffnet mit einem Zettel und einem Stift. Um so weltbewegende, unbedingt lesenswerte Sätze festzuhalten, wie “Hach, wie das klingt.” Genau so, habe ich es vor diesem Eintrag auch gemacht. Nun sitze ich allerdings hier, mit 6 Din- A4- Blättern vollgeschrieben mit Eindrücken und Dingen, die ich gerne über dieses wunderbare Album bemerken will; Dinge, die ich zu jedem einzelnen Song sagen möchte und stelle fest, wie privat viele meiner Gedanken sind; zu privat um sie umfangreich hier zu teilen.
Aber das bringt mich auf etwas ganz anderes: Das ist es, was dieses Album ausmacht. Celina schafft es, mit ihren Texten und den Arrangements in jedem einzelnen Song, Emotionen bei mir zu berühren, die meine sonstigen Lieblingsbands gar nicht oder kaum abdecken. Seit ich der Pubertät entwachsen bin (also quasi äh…naja…ach egal.), hat mir ein Sänger/ eine Sängerin gefehlt, die genau das ausdrücken kann. Aber jetzt ist ja alles gut, jetzt ist ja Celina da und übernimmt das.
Ein absoluter Ohrwurm mit eingängigem Refrain ist Papa, zu dem ich auch sofort und immer wieder das Video im Kopf habe. Ich lache immer noch und es ist perfekt für einen grauen Herbsttag, denn wenn man erstmal laut Alles Stricher Außer Papa durch die Wohnung gebrüllt hat, ist vieles besser.
Und um der guten Stimmung keinen Abbruch zu tun, wartet Religion gleich mit einer Art Südsee- Feeling auf (Ich habe ja Samba auf meinem Zettel stehen, aber ich kenn mich das wirklich gar nicht aus.) und schickt gleich noch die Botschaft Jeder Tag ist ein Geschenk hinterher, welche man auch im Booklet wieder findet. Besonders gefällt mir an diesem Song allerdings, dass der letzte Refrain ruhiger, verweilender gesungen ist, bevor es dann nochmal rhytmisch wird (Seht ihr, ich hab doch gesagt, ich kenne mich mit dem Fachvokabular enorm gut aus. Nicht.)
Nach jeder Menge guter Laune folgt mit Herz ist voll eine melancholisch angehauchte Ballade, die mich ein bisschen an Disney Filme und Elton John erinnert, ohne dabei etwas kitschtiges zu transportieren. Man kann sich reinversetzen in die Protagonistin des Songs, möchte, wenn Celina singt Heut nacht tanz ich zu Elektro. Das mach ich sonst nie. singt seufzend ergänzen: “Kennen wir das nicht alle?”
Und dann ist da auch schon der Song, aus dem ich die Titelzeile dieses Posts entliehen habe und ich muss mich erstmal als kompromissloser Fan von Celinas Refrains outen. Was nicht heißen soll, dass ich die Strophen weniger gut finde, aber generell gefallen mir die Arrangements der verschiedenen Refrains auf dem Album einfach unfassbar gut. Wir sind Ganz Kleines Kino. Nur du und ich in Hauptrolle und Regie. Wunderschön. Abgesehen davon, dass der Song in mir den unbändigen Wunsch erneut zum Leben erweckt, endlich mal in Berlin auf einem Dach den Sonnenaufgang zu bewundern.
Irgendwo– Erwähnte ich eigentlich schon, wie wunderbar ich es finde, wie Celina ihre Stimme variieren kann? (Oder drückte ich generell meine Begeisterung schon aus? Und wie lang ist die Schleimspur inzwischen? Ich hab die Wörter nicht gezählt.) Man hat das Gefühl, man sitzt ebenfalls in diesem metaphorischen Zug und hört ihr dort beim Singen zu. Bevor dann die überraschende Botschaft am Ende kommt Ich wollte dir nur zeigen. Wie schön es zu Hause ist. Das ist so klug getextet und so verschachtelt gedacht, dass mir auch nichts besseres mehr dazu einfällt, als: Hach!
Besondere Liebe für die Backing Vocals bei Nicht so wichtig. Einfach nur schön. Und für mich, als 1, 56 m- Riese ist natürich auch die Zeile Nur weil du mehr wiegst als ich. Bist du mir noch lange nicht überlegen. ein absolutes Geschenk. Mal ganz davon abgesehen, wie hier textlich versiert mit dem Business abgerechnet wird.
Auch wenn es mir (Man dürfte es gemerkt haben) schwer fällt, überhaupt Lieblingslieder von dieser Platte zu nennen, so wäre, würde ich es denn versuchen, Zu Fuss aufjedenfall eines davon. Ich finde mich sogar gleich zweimal darin wieder. Denn erstens, gibt es für mich kaum etwas Schöneres, als die Zeit zu haben, einen Weg zu Fuss zu gehen, statt den Bus zu nehmen und zweitens, sollte man das Leben tatsächlich manchmal einfach ruhiger angehen. Mach Dir keine Sorgen. Wenn Dich andere überholen. Denen haben die grauen Männer. Ihre ganze Zeit gestohlen. Einfach nur Liebe. Gleichzeitig wird allerdings der eventl. zu vermutende Zeigefinger: “Mach das doch mal besser, soundso”, entkräftet, als am Ende klar wird: Die eigentlich vermutete Protagonistin, ist in Wirklichkeit die Adressatin des Song selbst Macht das Sinn? Ach, hört es euch einfach selbst an!
Mit Alles Was Zählt schafft Celina etwas, was ich persönlich in meiner musikalischen Welt sehr vermisse: Ein Liebeslied auf Normalitätsebene. Ich mag Liebeslieder, sehr, sehr, sehr, sehr, aber eigentlich immer sind sie eben Himmelhochjauchzend oder Zutodebetrübt. Als gäbe es gar kein dazwischen. Bisher schaffte das für mich nur Marcus Wiebusch mit seiner Band Kettcar (“Balu”, “Rettung”) und nun freue ich mich, dass es ein weiteres so wundervolles Lied gibt <3
Und nach sehr viel geballter Emotion schafft es Klischee, ähnlich wie Papa sofort wieder gute Laune zu verbreiten. Und eventl.erfülle ich auch das ein oder andere Klischee. Ähem.
Was ich zu Für Immer notiert habe, möchte ich hier nicht schreiben. Es macht mich aufjedenfall sehr emotional. Sehr. Und tatsächlich gesellt es zu wunderbar zu drei meiner liebsten Songs, die ebenfalls diesen Titel tragen und ist gleichzeitig so einzigartig, dass es nicht besser betitelt sein könnte.
Als dann Licht folgt, denke ich nur: “Wer das Album auf Shuffle hört und diese Kopplung übergeht ist ein Idiot.”
Und dann ist der Tonträger auch schon zu Ende und dieses, vielleicht nicht besonders objektive Review auch (Schon?! Es ist event. drölfzig Seiten lang?!) Aber was heißt schon objektiv.
Auf meinem Notitzzettel steht nun noch: “Album vollgepackt mit einer Vielfalt aus Wunderbarkeiten, Pfeifen, Bläsern, Klatschen, Rasseln und ganz viel Liebe. Das macht den Unterschied zwischen Zu Fuss und jedem anderen Album, wie es jede x-beliebige schöne Stimme hinbekommen würde.)
Jetzt will ich das sofort hören!